Auch als Kind habe ich die alte Holztruhe im Aufgang zum Taubenschlag (Dachboden) gesehen und bestimmt auch mal hineingeschaut. An die Nutzung meiner Großeltern kann ich mich aber nicht erinnern.
Sie war auf jeden Fall in meiner Erinnerung immer schon so zugestaubt wie jetzt.
Bei einer "Begehung" des Hauses im Januar, habe ich noch gesagt:... "ach die alte Truhe, wenn die nichts mehr ist, dann kann die auch weg, die sieht schon so vermodert aus".
Vor ein paar Wochen habe ich mir dann überlegt, dass man sie sich zumindest mal näher angucken könnte und Marc meinte beim ersten Blick, dass es gar nicht sooo schlecht um sie bestellt sei. Sprich der Holzwurm hat noch nicht alles weggemampft.
Ebenso wurden bei der Besichtigung einige Intarsien gesichtet, die es später noch näher zu betrachten galt.
Letzten Freitag und Samstag war es nun so weit.
Wir haben die Truhe von der 1. Etage in den Stall getragen wo zwar auch wenig Platz ist, aber es keinen stört, wenn man Schmutz und Staub aufwirbelt, mit Wasser rumhantiert und mal Krach macht.
Nach Marcs Anleitung habe ich mich dann am Samstag mit meiner Mama ans Werk gemacht.
1. Schritt: "Bürsten und Saugen"
Eine wirklich dicke graue Staubschicht zierte den Deckel.
Mit Bürste und Staubsauger rückten wir dieser zu Leibe. Auch diverse Spinnenweben wurden aus dem Inneren gleich mitentfernt und verschwanden im Nirvana des Staubsaugerbeutels.
Nicht nur der Staub ging beim Bürsten ganz gut ab, auch die losen "Farbreste" des Deckels verflüchtigten sich an vielen Stellen bereits.
Mit dem Staubsauger mussten wir an einigen Stellen arg aufpassen, dass wir die dünnen Intarsien nicht gleich mit raussaugten ;-)
2. Schritt: "Mit Schwamm und Wasser säubern"
Jeder Antikrestaurator schägt vermutlich jetzt die Hände um dem Kopf zusammen, aber es geht hier ja nicht um das Bernsteinzimmer, sondern lediglich um eine Truhe, aus der wir einfach nur wieder etwas einigermaßen ansehnliches machen möchten, Gebrauchsspuren dürfen und sollen sogar auch noch zu erkennen sein. Wir wollen ja keine "neue" Truhe, dann würden wir uns eine neue bauen (lassen).
Warmes Wasser, grobe Schwämme und ab ging die Luzie. Was ein geplansche. Das Wasser konnte man im Minuten Takt wechseln. allein beim Deckel kam eine Suppe runter... Aber zum Vorteil auch viel von der Farbe. Beim Abwaschen der Front- und Seitenteile kamen die Intarsien erstmal so richtig zum Vorschein und siehe da auch eine Inschrift am Deckenrand: "GEDERUT" auf der einen Seite etwas schlechter zu lesen, somit mehr geraten "R_OL" oder "R_GL" den einen Buchstaben kann man leider nicht wirklich erkennen.
Aber vielleicht nach den nächsten Arbeitsschritten.
Auch beim säubern des Schlüssels ist in der Holzumrandung eine Jahreszahl deutlich geworden.
Auch hier bleibt ein wenig Interpratationsspielraum bisher bin ich auf "1849", "1840", "1820" oder "1829" gekommen... Weitere Vorschläge von Euch sind Willkommen.
Und schon wieder ägert es mich, dass man Opa oder Oma nicht schon mal eher gefragt hat, was es mit der Truhe auf sich hat. Woher sie sie haben, seit wann... In den direkten Vorfahren gibt es keine "Gederut" (ist das überhaupt ein Name?) Aber die Intarsien mit Herzen und IHS lassen ja vielleicht wirklich auf eine früher übliche Aussteuertruhe schließen.
Auf jeden Fall gehe ich seit dem "Fund" etwas vorsichtiger mit der Truhe um.
Nach dem trocknen können nun einige Stellen mit Leim wieder fest zusammengefügt werden und dann muss der Tischler meine Vertrauens mir die nächsten Tipps zur Aufarbeitung geben.
Ich halte euch auf dem Laufenden!